Tröster - Kunst in Stralsund

Presse und Referenzen


Ostsee-Zeitung vom 03.12.2009 Lokalteil Wolgast - Usedom



(Prof. Manfred Prinz)



 

Auszug aus der Laudatio von Prof. Dr. Manfred Prinz zur Ausstellung "Von Wegen" in der Kirche St. Johannis zu Lassan 12.05. - 17.06.18:

Der Rat seines Umfeldes, mit der Holzbearbeitung weiter zu machen, hat – wie diese Ausstellung zeigt – Früchte getragen. Aber natürlich stand nun Franz-Albert Tröster vor einem potentiellen Entscheidungsproblem, theoretisch bedingt oder intuitiv, das sei dahingestellt. Ich will die Problemlage durch den Vergleich dreier Plastiker – die alle mit B anfangen – verdeutlichen, und es geht mir grundsätzlich dabei um ein Auffassungsproblem.  

Die Plastiker sind Barlach, Belling, Baselitz; Barlach ist gekennzeichnet durch expressive Vereinfachung der plastischen Form, extreme Betonung der Grundformen, eine Ausdruckssteigerung in der Bewegung und in den Gesichtszügen der Figur; Belling ist als  Kubist bekannt und durch die Gestaltung abstrakter Gebilde, so in seinem Werk „Dreiklang“ mit verschachtelten Kuben; Baselitz ist vordergründig  Maler, aber ich habe ihn auch als Plastiker in einer Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin erlebt. Das war ein  elementarer Sturm gegen das Holz mit einer Wirkung der Zersplitterung.

Offensichtlich liegt Franz-Albrecht Tröster´s Entscheidung der Auffassung von Barlach am nächsten. Das kann durch die Vorbildwirkung bedingt sein, vorrangig aber wird die Entscheidung durch seine Persönlichkeit getragen. Der Arzt stellt auch gegenüber dem Holz seine Diagnose; er fühlt mit dem Holz, spürt seinem Wesen nach und verbindet damit seine Gestaltungsidee.

In dieser Ausstellung kann ich als gravierendes Beispiel auf den „Jüngling“ verweisen. Es ist eine Plastik, die den darunter liegenden Ursprung des Holzes noch erkennen lässt, z. B. die gereckten Arme als Gabelung. Oder die beeindruckende Skulptur „Neugier“, in der die Krümmung des Holzes und das Hervorschießen einer Verdickung als Ausdrucksmittel verarbeitet sind.

Etwas in der Auffassung zu Barlach Verbindendes ist auch die Hervorhebung scharfer und voluminöser plastischer Grundformen, die durch klare Vereinfachung die Ausdrucksmöglichkeiten steigern. Das wird besonders deutlich bei den Figuren „Migrantin“ und „Operndiva“.

Seine Herausforderung im Fortschreiten war die Bearbeitung des Steins. Bewusst wird diese Zielrichtung aufgenommen, um noch strengere Formen aus dem härteren Stein zu erhalten. Und auch hier wird seine Diagnose wirksam mit der Auswahl eines Steins mit skulpturalem Grundzug. Der ausgewählte Stein für „Entschlossener“ ist in seinem Ursprung schon eine „Plastik“. Aber es wird auch deutlich, mit welcher Gestaltungsintensität er im Sinne des Ausdrucks die Formen betont. Ein Meisterwerk ist seine Plastik „Boxlegende“.

 

Und wir erleben noch einen weiteren Schritt des Fortbewegens durch das Vortasten zu Varianten mit einem wechselseitigen Verhältnis von figuralem Anklang und abstrakten Gestaltungselementen, so die Figur „Angelus“ als „Collage“  abstrakter Formen.